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1. Die Vorgeschichte zum Brandschutzwesen in Niedersedlitz

 

„Niedersedlitz entstand vermutlich im 11./12. Jahrhundert als slawische Siedlung am Lockwitzbach und wurde 1350 erstmals als Sedelicz erwähnt. Der Name stammt vom Altsorbischen "sedlica" und bedeutet übersetzt "Siedlung". Ursprünglich gehörte Niedersedlitz den Dohnaer Burggrafen und wurde nach deren Entmachtung 1402 Besitz der Markgrafen zu Meißen, die den Ort verschiedenen Lehnsherren übertrugen. So besaßen bis ins 19. Jahrhundert Adlige, aber auch Dresdner Bürger Anteile am Dorf, ebenso das Rittergut Gamig in der Nähe von Pirna.

Das erste erwähnte Feuerlöschgerät in Niedersedlitz war eine Kastenspritze, welche 1834 oder 1843 angeschafft wurde. Die Spritze war tragbar und der Wasserkasten aus Holz. Zur Spritze gehörten damals noch keine Schläuche, sondern auf dem Pumpwerk war ein schwenkbares Strahlrohr fest montiert. Das Löschwasser musste mittels Eimer oder anderen Gefäßen von der Wasserstelle herangebracht werden und in den Kasten gegossen werden. Durch betätigen der Pumpenschwengel durch die Spritzenmannschaft konnte das Wasser vom Spritzenmeister, welcher auf dem Kasten stand, auf das Feuer gerichtet werden.

Erst um 1885 wurde die Pumpe umgebaut, es wurde ein Druckwindkessel eingebaut, dadurch konnte ein Dauerstrahl erzielt werden.

Ende des 19. Jahrhunderts steckte das Brandschutzwesen in Niedersedlitz in den Kinderschuhen. Die Feuerlöschmittel beschränkten sich im wesentlichem auf Löscheimer aus Leder oder Segeltuch, die in so genannten Eimerketten zwischen Wasserentnahmestelle und Brandherd genutzt wurden.

Mit Sicherheit reichten um diese Zeit die vorhandenen Löschmittel nicht aus, um wirksam Brände zu bekämpfen. Das der Ort von Brandkatastrophen verschont blieb, ist offenbar dem vorsichtigen Umgang mit der offenen Flamme in den bäuerlichen Betrieben von Niedersedlitz zu danken.

Die Chronik von Niedersedlitz berichtet über einen Brand der Scheune des Bauern Kotzer, das genaue Jahr ist nicht mehr nachvollziehbar, der so weit zu sehen war, dass außer den vielen benachbarten Dorfspritzen sogar die Landspritze der 1868 gegründeten Dresdener Berufsfeuerwehr ausgerückt ist. Mit 4 Pferden bespannt, jedoch nur mit 5 Mann besetzt, traf die Spritze am Brandort ein. Den Brand hatte der Wächter auf dem Turm der Dresdner Kreuzkirche infolge der starken Rauchentwicklung bemerkt und pflichtgemäß in Richtung Niedersedlitz eine rote Fahne auf dem Turm gehisst.

Zu dieser Zeit machte sich der Schlossermeister Carl Karas in Niedersedlitz ansässig.

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Carl Karas

Dieser war seit seiner Jugend in Freiberg als Feuerwehrmann tätig und besaß dadurch eine große Erfahrung im Feuerlöschwesen, das zur damaligen Zeit in den Städten bereits wesentlich weiter entwickelt war als in den kleinen Landgemeinden.

Carl Karas organisierte das Löschwesen in der Folgezeit neu.

Auf Betreiben des Herrn Karas kaufte der Gemeindevorstand und infolge eines großen Brandes, bei dem mehrere Häuser und Höfe abbrannten, Schläuche und eine Anzahl von Handwerksmeistern mit ihren Gesellen bildete fortan eine Pflichtmannschaft.

Auslöser für eine weitere Verbesserung der Organisation und Ausrüstung des Löschwesens in Niedersedlitz nachzudenken, war der Brand der Mühle von Dankelmann im heißen Sommer des Jahres 1892. Trotz verzweifelter Anstrengungen von 15 Spritzen aus den Nachbarorten und den beiden Ostsspritzen brannte die Mühle nieder.

Doch der Spritzenmeister Karas war mit dem Erreichten noch nicht zufrieden, er strebte nach weiteren Verbesserungen.

Die erste greifbare Verbesserung des dörflichen Löschwesens wurde durch Bemühen von Karl Karas als Spritzenmeister, mit der vom Gemeinderat beschafften und im Jahr 1892 übergebenen Vierrädrigen - Vorderwagen - Abprotzspritze (Pferdebespannung) der Firma G.A. Händel aus Dresden erzielt. Diese diente etwa 35 Jahre in der Wehr.

 

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Vorderwagen Abprotzspritze 1892 - ca. 1927

 

Bereits im folgenden Jahr wurde in Einwohnerversammlungen über den Wert und den Nutzen einer freiwilligen Feuerwehr diskutiert.

Die zum drücken der Maschine benötigten Mannschaften wurden dadurch bestimmt, dass von jedem der 12 Bauern und 31 Häusler je eine Person zu stellen war. 20 dieser Männer erhielten von der Gemeinde ein Blechschild, was bei Feuer sichtbar an den Arm geschnallt getragen werden musste.

 

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Eine wichtige Person für die Sicherheit im Ort war zu dieser Zeit der Nachtwächter. Er wachte während die Gemeinde schlief und schlug, wenn ein Feuer ausbrach, Alarm. Sein Dienst begann abends um 10 Uhr und endete früh um 8 Uhr. Zu seiner wichtigsten Ausrüstung zählten zwei Hörner verschiedener Größe. Aus seinem großen Horn erscholl alle Stunden ein tiefer lang gezogener Ton und danach sein stündlich wiederkehrender Mahnruf, z. B. um 11 Uhr nachts:

 

„ Hört ihr Leut und lasst euch sagen, die Glocke hat elf geschlagen.

Bewahrt das Feuer und das Licht, damit bei uns kein Brand ausbricht."

 

Gewahrte er einen Brand, so lief er so schnell er konnte durch den Ort und blies dabei mit seinem kleinen Horn, wodurch die schlafenden Einwohner geweckt wurden.

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